Posts Tagged ‘Hund’

102#sanfte Stärke

Wednesday, February 10th, 2010

Wenn ich Zeit habe, sitze ich eigentlich am liebsten in einem Cafe oder auch in der S-bahn, U-bahn, Tram etc. und beobachte Leute. Besonders in Berlin ist das wahnsinnig interessant, weil die Passanten gar nicht unterschiedlicher sein könnten. In Nürnberg gibt es eigentlich nur die Ghetto-Girls in weißen Stiefeln, zu engen Hosen und pelzbesetzten Plastikjacken und dazu gehörigen Boyfriends, deren Hosenboden in den Schuhen hängt, und die H&M- und Zarakäufer, die reihenweise die gleichen T-shirts, Pullis und Taschen tragen. Die modische Vielfalt in Nürnberg beschränkt sich auf 2 1/2 Straßen in denen mehrmals die Shops von H&M, Esprit & Co auftauchen.

Heute hatte ich eigentlich keine Zeit zum Menschen Beobachten, aber U-Bahn gefahren bin ich trotzdem und da mir die U1 vor der Nase davon gefahren ist konnte ich auch 5 Minuten meiner Zeit fürs Beobachten opfern. Fasziniert war ich von einer Frau, die wohl im Security-Bereich arbeitet. Ihre Statur, ihr Gang und ihre Größe glichen sehr einem Mann. Sie trug eine schwarze Bomberjacke, eine schwarze lockere Jeans und schwarze Lederstiefel mit Stahlkappen. Am Gürtel hing an einer Kette ein Maulkorb für den schwarzen Hund an ihrer Seite, dessen Größe sehr an einen Kampfhund erinnerte, der aber einen sehr sympathischen Blick hatte. Ihr Gesicht dagegen war sehr weiblich und auch ansehnlich und ihr Ausdruck geradezu mild und weich. Ihre schwarz gefärbten Haare hingen glatt bis zur Mitte des Rückens hinunter. Während wir auf die U-Bahn warteten las sie in einem Buch und sah sich zwischendurch nach dem Lärm der Arbeiter, die die Rolltreppen reparierten, um, der sie beim Lesen wohl ein wenig störte.

5 Meter neben dieser Frau stand ein Mann, der durch Kleidung, Gang und Ausdruck sehr an eine Frau erinnerte. Aber das passiert ja momentan öfter, das Männer sehr weiblich wirken. Aber diese zufällige Konstellation wirkte irgendwie grotesk.

Schließlich kam dann auch die U-Bahn und wir stiegen alle ein. Die Security-Frau setzte sich um ihr Buch weiter zu lesen, kam nur irgendwie nicht richtig dazu, weil ihr Hund so anhänglich war und mit den Vorderpfoten unbedingt auf ihrem einen Oberschenkel liegen wollte, sich insgesamt sehr nah an sein Frauchen anschmiegte und ihr ab und zu das Gesicht schlecken wollte. Die Frau beruhigte ihn mit einer sehr sanften Stimme und ich war einfach fasziniert von der Ruhe und Gutmütigkeit die von einem Menschen ausgehen konnte, der durch sein Aussehen eigentlich so viel Power und Macht ausstrahlt, dass man ihm ungern Nachts auf der Straße begegnen möchte.

Mir war sie sympathisch.